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21.09.11 –
Gleichberechtigtes Stimmrecht bei Gesamtkonferenzen für Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrinnen und Lehrer. Das fordert ein Gesetzentwurf von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Dazu ein Interview mit dem Vorsitzenden des Landeselternrats in Sachsen-Anhalt, Karsten Bucksch.
Die Schule ist die Keimzelle der Demokratie; gerade auch durch das Engagement für eine gute Schule. Durch die gemeinsame Mitbestimmung erlernen Kinder und Jugendliche demokratische Spielregeln. Für wie wichtig erachten Sie diesen Aspekt?
Es ist nach meiner Meinung besonders wichtig, Kinder und Jugendliche frühzeitig in Entscheidungen in der Schule bewusst mit einzubeziehen. Sie müssen lernen, dass bestimmte Entscheidungen nicht ohne sie getroffen werden können. Schule muss sich als Dienstleistungsunternehmen verstehen und die Schüler sind die wichtigsten Kunden. Ihnen den richtigen Weg zu ebnen und sie auf das Leben vorzubereiten ist nach meinem Verständnis die wichtigste Aufgabe der Schule. Wie das gehen soll, müssen die Kinder und Jugendlichen mitbestimmen können. Die Meinung derer, für die dieses Dienstleistungsunternehmen in erster Linie da ist, muss mehr Gewicht erhalten als bisher.
Gerade die Drittelparität bei Gesamtkonferenzen ermöglicht eine konstruktive Auseinandersetzung von Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrerinnen und Lehrer. Das demokratische Bewusstsein aller wird gestärkt. Mitbestimmung gleich Identifikation gleich Miteinander: Was sagt Ihre praktische Erfahrung, stimmen Sie dieser Gleichung zu?
Unbedingt. Nur wenn die Schülerinnen und Schüler mitbestimmen, was in der Schule passiert, entwickeln sie eine Identifikation mit ihrer Schule, der sie mit größerem Respekt und Wertebewusstsein entgegentreten und mehr Achtung gegenüber ihren Lehrern und der Schulleitung zeigen, was das Miteinander für eine bessere Schule zum Ausdruck bringt. Wenn Kinder und Jugendliche endlich von dem System Schule mehr akzeptiert werden und ein stärkeres Mitspracherecht bekommen, könnte dies die Entwicklung der Schule von morgen voranbringen.
Wie beurteilen Sie die Gesetzesinitiative von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gerade in puncto „Drittelparität Plus bei Gesamtkonferenzen“ und mehr Mitspracherechten in Schul-, Klassen- und Fachkonferenzen?
Ich finde diese Initiative sehr gut, da ich diesen Vorschlag bereits im Bildungskonvent gemacht habe. Dieser wurde vom damaligen Staatssekretär mit der Bemerkung vom Tisch gewischt, dass wir in Sachsen-Anhalt nicht alles anderen Bundesländern nachmachen müssen. Auch der damals alternativ gemachte Vorschlag eine Schulkonferenz in den Schulen einzurichten, die alle Beschlüsse der Gesamtkonferenz vorbereiten und vorberaten, sowie sich genau aus dieser Drittelparität zusammensetzen, wurde seitens des Kultusministeriums abgelehnt.
Mehr Mitspracherecht in den anderen Konferenzen fordert der Landeselternrat schon lange, da eine Beteiligung der Eltern bei einer Konferenz am frühen Nachmittag, direkt nach Unterrichtsschluss, überhaupt nicht möglich ist. Nur sehr wenige Schulen ermöglichen diese Konferenzen am Abend.
Wie schätzen Sie die bisherigen Beteiligungsmöglichkeiten der Eltern ein? Wie verändern sie sich durch den Gesetzesentwurf von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN?
Die Beteiligungsmöglichkeiten der Eltern sind sehr begrenzt. In vielen Schulen bekommen die Eltern die Beschlüsse der Gesamtkonferenz ohne hinreichende Begründung vorgelegt und haben meist nur die Möglichkeit dafür oder dagegen zu stimmen, ohne den speziellen Sachverhalt und die Hintergründe der Entscheidungen genauer zu kennen. Meist ist die Beteiligung der Eltern nur gewünscht, wenn es gar nicht anders geht. Oft werden Eltern bewusst nicht beteiligt, da sie durch konkrete Nachfragen als störend angesehen werden. Dies ist oft bei der Entwicklung von Schulprogrammen zu bemerken.
Durch den Gesetzentwurf erhöhen sich die Beteiligungsmöglichkeiten der Eltern, da insbesondere Schulleitungen nicht mehr an den Eltern und auch den Schülern vorbei Entscheidungen treffen können.
Der Gesetzesentwurf von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN verlangt von Schulen, sich eine individuelle Konferenzordnung zu geben. Für die Details der Umsetzung müssen die Schulen dann nicht mehr wie bisher auf die Verordnung des Ministers schauen. Wie beurteilen Sie diese Möglichkeiten?
Ich bin schon lange für mehr individuelle Entscheidungsmöglichkeiten von Schulen. Mit der Einführung von Budgets für die Schulen ist hier bereits ein erster Schritt getan wurden. Es muss aber ein entsprechender Rahmen vorgegeben werden, in dem die individuellen Entscheidungen an jeder Schule getroffen werden können. Ich sehe jedoch auch die Gefahr, dass es dann Schulleitungen gibt, die versuchen werden die demokratische Mitbestimmung der Schüler und Eltern auszuhebeln. Hier muss mit sehr viel Augenmaß und Fingerspitzengefühl vorgegangen werden. Grundsätzlich begrüße ich es, wenn es mehr Individualität in den Schulen gibt.
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