„Wir brauchen verbindliche Quoten“

„Die Mechanismen der Ungleichbehandlung der Geschlechter machen vor den Universitäten nicht halt.“ Mit diesem Warnschuss begann Moderatorin Dr. Jeannette Drygalla die Podiumsdiskussion „Geschlechtergerechtigkeit in Wissenschaft und Forschung. Welche Schritte sind notwendig?“. „Gerade Universitäten besitzen bei der Geschlechtergerechtigkeit eine Vorreiterrolle. Sachsen-Anhalt, das mit dem Slogan ,Wir stehen früher auf‘ für sich wirbt, muss auch hier vorlegen.

28.01.13 –

„Die Mechanismen der Ungleichbehandlung der Geschlechter machen vor den Universitäten nicht halt.“ Mit diesem Warnschuss begann Moderatorin Dr. Jeannette Drygalla die Podiumsdiskussion „Geschlechtergerechtigkeit in Wissenschaft und Forschung. Welche Schritte sind notwendig?“. „Gerade Universitäten besitzen bei der Geschlechtergerechtigkeit eine Vorreiterrolle. Sachsen-Anhalt, das mit dem Slogan ,Wir stehen früher auf‘ für sich wirbt, muss auch hier vorlegen.

Mit unserer Diskussion wollen wir heute eine Bestandsaufnahme vornehmen und anschließend Maßnahmen diskutieren, wie wir die Situation bei uns im Land verbessern können.“ Über 30 Gäste, unter ihnen zahlreiche Gleichstellungsbeauftragte aus der Verwaltung und von den Hochschulen, waren nach Halle an die Martin-Luther-Universität ins Melanchthonium gekommen. Zusammen mit der Grünen Hochschulgruppe hatte die Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN die Veranstaltung organisiert und ein absolut hochkarätiges Podium zusammengestellt.

„Wir müssen uns die Karrierewege anschauen. Warum verabschieden sich so viele Frauen aus der Wissenschaft. Das ist für mich eine der zentralen Fragen“, stellte gleich zu Beginn der Diskussion die Fraktionsvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Dr. Claudia Dalbert, fest. „Genau dieses Problem können wir auf viele andere gesellschaftliche Bereiche übertragen.

Da müssen wir Kernarbeit leisten, um die üblichen Rekrutierungsmuster zu durchbrechen“, stimmte Marco Tullner, Staatssekretär im Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium, zu.

Aus der Praxis konnte die Prorektorin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs an der Martin-Luther-Universität, Dr. Gesine Foljanty-Jost, auch gleich drei Steuerungsmöglichkeiten aufzählen: Zielvereinbarungen, Leistungsorientierte Mittelvergabe (LOM) und zusätzliche Anreizsysteme.

„Anreize werden wir setzen“, versicherte denn auch gleich Staatssekretär Tullner. Mit Blick auf die verschiedenen Ministerien schränkte er jedoch seine Aussage ein, denn die „Verteilerkämpfe werden schärfer und da müssen wir schauen, was am Ende dafür übrig bleibt“. Genau davor warnte die bündnisgrüne Politikerin Dalbert: „Am Ende geht es um die Verteilung des Kuchens. Wenn die Landesregierung da nichts für die Gleichstellung reinbucht, kommen wir mit der Gleichstellung auch nicht voran.“ Ein ähnliches Bild ergab sich für SPD-Politikerin Pähle bei möglichen Zielvereinbarungen. „Hier sehe ich die Landesregierung in der Pflicht. Das kostet kein  Geld und wäre ein klares politisches Bekenntnis.“ Der Landtag habe im November beschlossen, zur Steigerung des Frauenanteils an den Hochschulen bei den Zielvereinbarungen ab 2013 das Kaskadenmodell einzuführen, sagte Dalbert. „Die Realisierung dieses gleichstellungspolitischen Ziels soll anhand von Kennzahlen kontrolliert und dokumentiert werden. Nur solche Erfolgskontrollen bieten die Voraussetzungen, Fehlentwicklungen zu erkennen und Korrekturen vorzunehmen, hieß es im Beschluss des Landtags.“ Vor diesem Hintergrund freute sich die Sprecherin für Wissenschaftspolitik der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Katja Pähle auf die Beratungen in den Ausschüssen. „Dieser Beschluss des Landtags muss nun seinen Niederschlag im Haushalt finden. Darüber werden wir uns austauschen, bisher vermisse ich das noch.“ Auch Dalbert forderte abschließend die Landesregierung auf, mit den Quoten für Frauen voran zu kommen: „Nach 30 Jahren Berufserfahrung weiß ich, dass sich ohne verbindliche Quoten nichts verändern wird. Wenn die Quoten, entsprechend einem Kaskadenmodell, nicht kommen, dann habe ich den Landtagsbeschluss falsch verstanden.“

Fazit des Podiums:

„Die Gleichstellung von Frauen in Wissenschaft und Forschung ist eine zentrale Frage. Hier brauchen wir verbindliche politische Leitplanken.“ Dr. Claudia Dalbert, Sprecherin für Wissenschafts- und Hochschulpolitik der Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

„Die Gleichstellung von Frauen ist ein hartes Brett, woran wir seit 30 Jahren mühselig bohren. Jenseits des Geldes gibt es viele Stellschrauben, die wir anpacken müssen.“ Prof. Dr. Foljanty-Jost, Prorektorin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg

„Ohne den goldenen Zügel geht es nicht. Der politische Anspruch muss deutlich werden. Wir brauchen Instrumente, damit wir mit der Gleichstellung in den kommenden Jahren schneller vorankommen.“ Hendrik Lange, Sprecher für Wissenschafts- und Hochschulpolitik der Landtagsfraktion DIE LINKE

„Die Diskussion hat mir gezeigt, dass alle Fraktionen am Thema dran bleiben. Wir von der SPD werden den Finger weiter in die Wunde legen.“ Dr. Katja Pähle, Sprecherin für Wissenschaftspolitik der Landtagsfraktion der SPD

„Ich danke BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN für diese Initiative. Das ist ein Thema, das wir weiter beackern müssen.“ Marco Tullner, Staatssekretär im Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium

Die Podiumsdiskussion hier als Mitschnitt anhören

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Bildung | Halle | Parlament

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