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18.10.12 –
Statements der hochschulpolitischen Sprecherin der Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Landtag von Sachsen-Anhalt, Dr. Claudia Dalbert, zur Aussprache über die Große Anfrage zur „Geschlechtergerechtigkeit in Wissenschaft und Forschung in Sachsen-Anhalt“ bei der aktuellen Sitzung des Landtags:
„Die Ergebnisse belegen eine Stagnation in der Frauenförderung. Das ist nicht überraschend, aber gleichwohl enttäuschend. Diesen Stillstand kann man daran festmachen, dass bei den Studierenden der Frauenanteil gleichbleibend bei 50 Prozent liegt, bei den Abschlüssen sind die Frauen sogar erfolgreicher, je nach Art des Studiums liegt die Quote bei 53 bis 70 Prozent. Aber die ersten 10 Prozent haben wir dann schon bei der Promotion verloren. Die Promotion schließen dann nur noch 44 Prozent ab. Bei den Professuren liegt dann der Frauenanteil sogar nur noch bei 18 Prozent! Der lag 2001 bei 15 Prozent. Das heißt über einen Zeitraum von zehn Jahren kamen nur drei Prozent hinzu: also nahezu Stagnation.“
„Blicken wir nur auf die C4- beziehungsweise W3-Professuren, also die höchsten Karrierestufen, haben wir in dem Zeitraum von 2001 bis 2010 einen völligen Stillstand. Obwohl wir genug Studentinnen haben, die auch erfolgreich ihr Studium abschließen, fallen uns von Karrierestufe zu Karrierestufe Frauen weg, bis am Ende der Karriereleiter nur noch 10 Prozent der Frauen übrig bleiben.“
„In den nächsten zehn Jahren werden 45 Prozent der Professuren an den Hochschulen in Sachsen-Anhalt neu besetz werden. Das bedeutet, wir haben jetzt ein gutes Zeitfenster, um die Gleichstellung voranzutreiben.“
„Was aber tun die Hochschulen und was können sie tun, um die Gleichstellung voranzutreiben? Ein Mittel haben sie entdeckt: die familienfreundliche Hochschule. Ich denke, es ist gut, dass die Hochschulen familienfreundlicher werden, die Vereinbarkeit von Familie und Hochschule fördern wollen. Aber in einem Bundesland, in dem ein Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Kindertagesstätte besteht, leistet eine familienfreundliche Hochschule keinen relevanten Beitrag zur Gleichstellung der Frauen in der Wissenschaft und zur Erhöhung des Professorinnenanteils.“
„Die Deutsche Forschungsgemeinschaft, kurz DFG, fordert Berichte über den Stand der Gleichstellung von Frauen in der Wissenschaft an. Das ist zunächst einmal gut, denn so kommt das Thema auf die Agenda. Aber das allein reicht natürlich nicht aus. Wir brauchen vielmehr verbindliche, fachspezifische Quoten, nach dem Kaskadenmodell. Das heißt, es werden auf der Grundlage des Frauenanteils auf einer Stufe der Karriereleiter Quoten für die nächsthöhere Karrierestufe festgelegt.“
„Natürlich müssen wir aber auch über die Personalstrukturen, also die Karrieremöglichkeiten, im Wissenschaftsbereich sprechen. Hier ist es hochnotwendig, ein tenure-track-System einzuführen. Nur mit solchen Stellen, die bei exzellenten Leistungen die Möglichkeit des Aufstiegs und der Verdauerung am Ort bieten, werden wir familienfreundlich, da sie die Rahmenbedingungen für gesicherte Karrierepfade bieten. So können Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ihre Karriere entwickeln und gleichzeitig eine Familie planen.“
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