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23.02.12 –
"Wie auch bei ACTA wurde hier ein Vertrag hinter verschlossenen Türen unterzeichnet. Auch hier gab es keine Transparenz bei der Vertragsentwicklung, keine Beteiligung des Datenschutzbeauftragten, keine Beteiligung der Fachpolitikerinnen und Fachpolitiker. Hintergrund ist - ganz ähnlich wie bei ACTA - eine Abwehrschlacht, hier die der Schulbuchverlage. Ihnen brechen aus zwei Gründen die Geschäfte weg: Erstens gibt es beim kompetenzgebundenen Unterricht keine verbindlichen Lehrpläne mehr und damit auch nicht mehr ganze Kohorten, die das gleiche Schulbuch kaufen. Zweitens stehen wir an der Schwelle zu völlig neuen Lehrmedien.
Inhaltlich ist die Schulbuchüberwachungssoftware - auch wie bei ACTA - ein rein repressives Instrument. Hiermit wird, anlasslos, ein Generalverdacht gegen Lehrinnen und Lehrer ausgesprochen.
Die Schulbuchüberwachungssoftware ist einem Schutzmodell des letzten Jahrtausends geschuldet, wo man sich mit dem Zählen der Kopien begnügt und wo man nicht an andere Modelle denkt, wie beispielsweise Flatrates.
All dies wird modernem Unterricht nicht gerecht und löst die Probleme nicht. Es ist verboten, analoge Medien zu digitalisieren. Es ist verboten digitale Dateiteile in eigene Dateien zu integrieren. Lehrerinnen und Lehrer werden so bei der Gestaltung eigenen Unterrichtsmaterials Handschellen angelegt.
Im Gegensatz zum Wissenschaftsbereich löst auch Open Educational Resources die Problematik nicht. Zukunftsweisender wäre es, zu überlegen, wie Lehrerinnen und Lehrer als Autorinnen und Autoren eigene Lehr- und Lernmedien gestalten können, und zwar in einem rechtssicheren Raum. Neben der Frage der Rechtssicherheit ist auch die Frage der Qualitätssicherung zu lösen. Lehrerinnen und Lehrer, die sich digitale Unterrichtsmaterialien im Netz runterladen, müssen sicher sein, dass diese die ausreichende Qualität haben. Hier Lösungen anzubieten, wäre eine gute Leistung des Landes.
Fazit: Es gibt viele Parallelen zu ACTA. Der Vertrag über die Schulbuchüberwachungssoftware wurde auch hinter verschlossenen Türen unterschrieben. Es handelt sich auch hier um eine Abwehrschlacht, die aus dem letzten Jahrtausend stammt. Auch hier sollen allein Repression und ein Generalverdacht ein aktuelles Problem in den Griff bekommen. Wir haben das Problem, das digitale Kopien mehrfach genutzt und verändert werden können, Autorinnen und Autoren vergütet werden müssen - diese Probleme gibt es. Jetzt müssen wir überlegen, wie können wir das gestalten. Wie können wir im 21. Jahrhundert in den Schulen den Umgang mit neuen Medien regeln. Schulbuchüberwachungssoftware ist der falsche Weg."
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